Aller Abschied ist schwer

Lieber Leser,
Es ist Sonntag der 13. August. Das bedeutet, dass meine Stunden in Südafrika gezählt sind. Morgen früh trete ich die Reise nach Hause an und lasse damit ein unglaubliches Land und eine wunderschöne Zeit hier zurück. Der letzte Blogeintrag ist schon recht lange her, so dass Einiges aufzuholen habe. Da ich jedoch gerade am packen bin und aufzuräume, werde ich die vergangenen Wochen nicht allzu ausführlich beschreiben, sondern mich lediglich auf die wichtigsten Ereignisse beschränken. Uff geht’s…

Ich beginne Ende Juni mit der letzten Woche vor den Winterferien. Für die letzten Tage hatten wir Freiwilligen uns überlegt, ein kleines Sportfest zu planen, was wir an den Schulen umsetzten können. An der Lamani durften sich alle Schüler, von klein bis groß, in verschiedenen lustigen Challenges messen. Eierlaufen, Dosenwerfen, Limbo, Dreibeinlauf, Schubkarrenrennen, Torwand werfen und Elefanten Elfmeter waren die Stationen, bei denen die Kids Punkte sammeln konnten. Auch wenn es sehr stressig war alles zu organisieren, war es doch ein wunderschöner Tag für uns und die Kinder, da am Ende alles nicht besser hätte klappen können. Am Ende findet ihr ein kleines Video zum Sportsday.



Danach standen erstmal drei Wochen Winterferien an. Das erste Wochenende verbrachten Immo und ich in Umthatha einer rund sechs Stunden von Port Elizabeth entfernten Stadt. Mit den Vikings spielten wir dort ein kleines Rasenhandballturnier. Die Planung war gewohnt südafrikanisch, aber das macht uns mittlerweile nichts mehr aus. Geschlafen wurde in einer psychiatrischen Einrichtung, die zu der Zeit nicht genutzt wurde, was sehr gruselig war. Am Ende gewannen wir das Turnier und durften einen viel zu großen Pokal mit nach Hause nehmen. Während Immo sich nach dem Wochenende mit den Vikings auf den Rückweg machte, wurde ich von Matthes, einem Mitfreiwilligen, abgeholt und wir fuhren zusammen nach Coffee Bay, seiner Einsatzstelle. Coffee Bay liegt in der Transkei, einer der ärmsten Gegenden Südafrikas, und biete eine atemberaubende Landschaft. Das Meer und die malerische Hügellandschaft steht in keinem Vergleich zu PE. Mit Matthes verbrachte ich vier Tage und er zeigte mir sein Leben in seiner Einsatzstelle. Die Unterschieden zwischen manchen Einsatzstellen sind enorm. Während wir in einer Großstadt, mit westlichen Standards und einer hohen Kriminalitätsrate leben, wohnt Matthes mit seinen drei Mitfreiwilligen in einer Rundhütte aus Stein und Lehm in einer friedlichen und ruhigen Umgebung. Ich habe die Zeit in Coffee Bay sehr genossen, weil es unglaublich entspannten war, nach all dem Stress in der Schule und dem Turnier einfach mal für ein paar Tage die Seele baumeln zu lassen. Nach den Tagen fuhr ich alleine zurück nach PE, wo schon direkt am nächsten Tag ein weiteres Abenteuer begann. Mit dem Vikings ging es wieder auf Tour, diesmal zu den Nationalen Meisterschaften nach Kapstadt. Auch um diesen Trip herum gab es viel Stress, was ich hier nicht weiter ausführen will, da es zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Am Ende der sieben Tage Turnier hing jedenfalls eine goldene Medaille um meinen Hals, Immos  wurde sogar zum besten Spieler des Turniers gekürt. Geschlafen haben wir übrigens, wie es sich für den viermaligen Südafrikanischen Meister gehört, im Gugulethu Township in Kapstadt, in einem Fitnessraum auf dem Boden. Die letzte Woche unserer Ferien verbrachten wir zuhause in Port Elizabeth und in Jeffreys Bay, wo die internationale Surf League zu Gast war. Den ganzen Tag verbrachten wir damit, den weltbesten Surfern zuzugucken, wie sie Wellen ritten. Zum Ende der Ferien fuhren wir nach East London, um den Freiwilligen aus Coffee Bay und Bulungula Tschüss zusagen. Diese traten bereits rund drei Wochen vor uns die Heimreise an. 

Unser Sieg in Umthatha
National Hymne im Finale in Kapstadt
Unser Team


Ebenfalls ein Highlight meiner Ferien war der Bungee Jump, welchen ich mit Tom unternahm. Rund zwei Stunden von Port Elizabeth entfernt gibt es den höchsten Bungee Jump der Welt von einer Brücke. Rund 200 Meter geht es dabei in die Tiefe. Tom und ich hatten uns schon lange vorgenommen das zu machen und nun war es soweit. Und es war unglaublich, das Gefühl des freien Falles ist atemberaubend. Uns hat es beiden sehr gut gefallen und ich kann jetzt immerhin sagen, dass ich den höchsten Bungee Jump der Welt überlebt habe.
Festmachen

Beten

Und Abmarsch
Die Brücke

Wieder zurück in der Schule stand eine Menge an. Als erstes beendeten wir die Malerarbeiten in unserem Klassenraum. Immo und ich haben einen eigenen Raum, in dem wir, wenn es regnet zum Beispiel, Sport machen können, außerdem steht unsere Headis- und Tischtennisplatte da drin. Unsere Vorfreiwilligen hatten sich schon damit beschäftigt, den Raum hübsch zu gestallten. Da über die Zeit jedoch die Farbe an einigen Stellen von den Wänden fiel haben Immo und ich uns daran gesetzt diese Stellen zu übermalen. Dabei herausgekommen ist, dass wir die halbe Wand dunkelblau gestrichen haben und mit Motiven versehen haben. Werte, wie „Discipline“, „Love“ und „Passion“ zieren jetzt den Raum. Vollendet haben wir unser Kunstwerk mit Handabdrücken der Kinder. Immo und ich sind bei weitem keine Künstler, was man auch sieht, doch wir sind sehr stolz auf unsere Arbeit.

Lustige Anekdote: Als wir die Handabrücke der Kinder an die Wand bringen wollten, hatte die schlaue Idee, das Bemalen der Hand einmal an unserer eigenen Hand auszuprobieren. So hatten Immo und ich uns Pinsel geschnappt, die Farbe auftragen und einen schönen Handabdruck an die Wand geklatscht. Als wir dann unsere Hände mit Wasser abwaschen wollten, ging die Farbe nicht mehr ab, da wir wohl die falsche gekauft hatten. So konnten wir mit weißen Hände zum nächsten Baumarkt fahren und Terpentin holen um uns von der Farbe zu befreien. Dabei wurde alles was wir anfassten weiß und musste später wieder gesäubert werden.
Unser Raum



In den letzten zwei Wochen standen eine Reihe Fussballspiele mit unseren Jungs- und Mädchenfußballteams statt. Auch spielten wir das erste Mal Headis gegen die Charles Duna und später gegen die Ben Sinuka, was eine sehr tolle Erfahrung war. Headis ist ja nun erst mit uns an der Lamani entstanden und es schön zu sehen wie der Sport stetig wächst. Auch haben Immo und ich ein neues Jugendhandballprojekt ins Leben gerufen. Zwei Mal die Woche haben wir mit rund 20 Kindern von unseren Schulen Handball trainiert. Unsere Nachfolger werden dieses Projekt dann übernehmen und es wird sehr spannend sein zuzusehen, wie es sich entwickelt. Handball ist in Südafrika eine durchaus unpopuläre Sportart (Leider), dennoch macht es den Kindern sehr viel Spaß. 
Headis Match


Unser Handballtraining

Immo und ich zeigen wie es geht

Die letzten Tage waren mit vielen Abschiedsfeiern gefüllt. Mit den Vikings hatten ein kleines Grillen organisiert, um allen nochmal richtig Tschüss zusagen. In der Schule fand uns zu ehren am Donnerstag eine kleine Show statt. Alle Kinder, Lehrer, Mitarbeiter und sogar manche Eltern hatten sich im Innenhof unserer Schule versammelt. Immo und ich saßen wie Könige auf zwei Stühlen und standen im Mittelpunkt. Jede Klasse hatte etwas für uns vorbereitet. Von den Vorschülern bis zur siebten Klasse wurde für uns gesungen und getanzt. Dazu wurden Reden von den Lehrern und den Schülern gehalten. Am Ende durften auch wir noch eine kleine Rede halten, in der wir uns für das unglaubliche Jahr bedankten und eine Fotocollage an unseren Schulleiter Mr. D überreichten. Der letzte Schultag bestand ebenfalls aus Verabschiedungen, zudem durften nochmal mit unserem Mädchenfußballteam ein letztes Mal ein Match bestreiten. Vier zu null gewannen wir deutlich gegen unsere Nachbarschule. Damit konnten Immo und ich uns guten Gewissen auf den Rückweg machen. Am Abend luden wir die Lehrer der Lamani noch zum Essen ein. Es war ein schöner Abend mit unserem Kollegium. Am Ende wurde wir singend von unseren Lehrern zum Auto begleitet und dann hieß es Tschüss sagen. Am Tag danach fand die Abschiedsparty mit unseren Freunden statt.








Nun ist es Sonntag und ich muss all meine Sachen packen. So richtig begreifen tue ich noch nicht, dass es jetzt nach Hause geht und dass ich Südafrika und alle die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, so bald nicht mehr wiedersehe. Dennoch freue ich mich auch wieder auf Deutschland, meine Familie und meine Freunde. 

In dem Sinne:

Auf Wiedersehen und danke fürs Lesen

Euer Eiko 


 Unsere Fotocollage (ENKOSI heißt Danke)











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