Noch zwei Monate

Lieber Leser,

es ist nun schon wieder eine ganze Weile her, dass ich den letzten Blogeintrag veröffentlicht habe. In der Zwischenzeit ist natürlich eine Menge passiert, über das berichtet werden kann. Deshalb jetzt die, wie gewohnte, chronologische Aufbereitung.

26.04.-30.04.: Bulungula

Zwei Wochen nach unserem Urlaub ginge es wieder auf Reise. Das Ziel hieß Bulungula, ein kleines Dörflein in der Transkei, einem der ärmsten Orte Südafrikas. Durch das verlängerte Wochenende konnten wir unseren Trip schon mittwochs beginnen. Da die Anreise sonst viel zu Lange gewesen wäre, machten wir Stopp in einer anderen Eisatzstelle, welche auf dem Weg lag. Am Donnerstag ging es dann den restlichen Weg nach Bulungula. Das letzte Stück führte uns über unbefestigte Straßen, was ein ernstzunehmendes Problem für unsere Mietautos darstellte. Nach langer und schwieriger Fahrt kamen wir schließlich an. Felix und Mara, die beiden Freiwilligen vor Ort, hatten uns zu einem von ihnen organisierten Rap Turnier eingeladen, denn eines ihrer Projekte war die Arbeit eines „Musiklabel“ welches den lokalen Rappern die Möglichkeit, ihre Songs aufzunehmen, bietet. Neben dem Turnier besuchten wir eine Hochzeit, die passend zu der Zeit stattfand. Das ganze Dorf und damit auch wir Freiwilligen waren mehr oder weniger eingeladen und wir durften eine traditionelle Hochzeit im Xhosa Stil erleben. Wie man sich denken kann feiert man hier Hochzeiten ganz anders als in Deutschland. Es gibt verschiedene strenge Bräuche, an die man sich halten muss. So dauert eine Hochzeit nicht nur einen Tag, sondern findet über mehrere Tage statt. Dabei dürfen sich Braut und Bräutigam über einen bestimmten Zeitraum nicht sehen und während die beiden in getrennten Räumen wartet, trinken sich die Gäste die Seele aus dem Leib. Es war echt cool die Erfahrung einen traditionellen Xhosa Hochzeit zu machen und auch insgesamt habe ich das Wochenende in einer der schönsten Regionen Südafrikas durchaus genossen.

05.05.: Wahl Mr. Und Mrs. Freshette

Dieser Freitag war ein ganz besonderer Tag. Zum einen war es der Geburtstag meines Projektpartners Immo, was alleine schon dazu geführt hätte, dass der Tag einmalig wird, zum anderen Stand die Wahl zu Mr. und Mrs. Freshette an. Was dieser Titel genau bedeutet, haben Immo und ich leider bis heute nicht verstanden, doch im Grunde war es sowas wie die Wahl zu Mr. und Mrs. Lamani. Am späten Vormittag versammelte sich die gesamte Schule plus einige Eltern auf unserem Versammlungsplatz. Die älteren Schüler hatten sich alle in Schale geworfen und durften sich auf einer Art Catwalk präsentieren. Von den kleineren Schülern wurden jeweils die fünf (wahrscheinlich) schönsten Kinder ausgewählt. Angeführt von einer älteren Schülerin ging es dann auch für sie auf den Catwalk. Die Kleinsten haben gar nicht verstanden, was sie machen sollten und wirkten nicht gerade glücklich über ihre Gesamtsituation. An sich fand ich, dass die kleinen Kinder (vielleicht so 6-7 Jahre alt) eher vorgeführt wurden, aber den Eltern und Lehrern hat es gefallen, und süß natürlich trotzdem. Zwischen den Wettbewerben wurde fleißig „gejived“, was bedeutet, dass unser Schulleiter Mr D, oder wie er an dem Tag hieß, DJ D, einen typisch afrikanischen Beat aufgelegt hatte und unsere Schüler Freestyle darauf ihr Können in Sachen Tanzen unter Beweis stellen konnten. Und mein lieber Scholli, was manche Kinder für dance-moves drauf haben ist einfach nur unglaublich. Während in Deutschland es den meisten eher peinlich ist zu tanzen, wird man in Südafrika mit der rhythmischen Bewegung quasi großgezogen. Selbst die Kleinsten wissen genau wie man sich zu bewegen hat. Alles in allem ein echt cooler Tag an der Lamani. (Ganz viele coole Bilder am Ende)

06.05.: Liga-Start

An jenem Samstag startete die neu ins Leben gerufene Handballliga in Port Elizabeth, mit ganzen vier Teams, von denen nur drei Teams an den sogenannten Spieltagen erscheinen. Der Plan war, dass sich alle zwei Wochen die vier Teams in einer der vier Sporthallen treffen und einen Spieltag spielen. Die Realität sieht nun aus, dass wir uns alle zwei Wochen mit drei Teams irgendwo treffen und alle gegen alle spielen. Da wir nun schon zig Mal gegen die Dragons und die Blaizing Stars gespielt haben, ist das ganze Vorhaben nicht wirklich interessant. Jedes Mal versuchen es beide Teams gegen uns und jedes Mal scheitern sie aufs Neue. Ich weiß, das klingt sehr abgehoben, ist aber leider die Wahrheit. Jedenfalls ging es an besagtem Tag los mit der Liga. Im Vergleich zu unseren anderen Spielen mit den Vikings, war dieser Spieltag ein ganz besonderer. Zum einen wegen der Location, gespielt wurde ausserhalb von Port Elizabeth in einem Gefängnis/Besserungsanstalt. Auf dem riesigen, eingezäunten Gelände gab es draußen auch ein Handballfeld auf dem wir spielen konnten. Die Heimmannschaft, welche aus den Gefängniswärtern bestand, war leider nicht dabei, da die meisten arbeiten mussten. Unsere Mannschaft sah, wie man auf dem Foto sehen kann auch nicht so aus, wie sie sollte. Durch die recht spontane Planung und fehlende Motivation seitens mancher unserer Mitspieler, waren ganze 5 Vikings dabei, von denen Immo und ich zwei waren. Aufgefüllt wurde das Team dann mit Mitfreiwilligen, unter anderem aus Jbay und Port Alfred, welche gerade zu Besuch waren, sowie ein paar Freunden von uns aus PE. Unser Team bestand am Ende aus einer Hälfte Handballer und einer anderen Hälfte, die noch nie zuvor ernsthaft Handball gespielt hatte. Auch diese Tatsache änderte nichts daran, dass wir beide spiele haushoch gewannen.

10.05.: Safe the Rhinos

Schon ein paar Wochen zuvor war Eberspächer, ein deutsches Chemieunternehmen und unser größter Sponsor, an der Lamani gewesen. In Zusammenarbeit mit einem Tierschutzverband wurde das Artenschutzprojekt „Safe the Rhinos“ an unsere Schule gebracht. Alle Kinder von Grade R bis Grade 7 sollten an einem Malwettbewerb teilnehmen und die besten Kinder sollten dafür belohnt werden. So hatte jedes Kind die Aufgabe ein Blatt mit einem Nashorn auszumalen und sich einen passenden Slogan zur Erhaltung der Nashorn Population ausdenken. Schließlich wurden die Ergebnisse ausgewertet und zur Bekanntgabe der Gewinner wurde ein kleines Fest an unserer Schule vorbereitet. Ein Nashorn-Experte hielt eine kleine Rede zur Wichtigkeit des Schutzes der Tiere und es wurde fleißig gesungen und getanzt. Auch mit dabei war Esther unsere ehemalige Freiwillige, die letztes Jahr an der Lamani ihren Freiwillligendienst absolviert hat. Am Ende hat jeder Gewinner ein Fahrrad gekommen, was erstmal eine nette Geste war, doch wenn man bedenkt in welcher Umgebung die Kids leben, wäre es aus meiner Sicht sinniger gewesen, etwas zu schenken was nicht sofort geklaut werden kann. Aber naja, die Geste zählt.


11.05.: Headisplatte

Am nächsten Tag haben Immo und ich unsere Headisplatte angemalt. Dabei wurde die langweilig reinschauende, braune Platte in eine farbenfrohe Spieloberfläche verwandelt. Immo und ich sind beide nicht sehr künstlerisch versiert, aber der Wille zählt. Ich finde die Platte sieht jetzt viel besser aus und lädt zum Spielen ein.






17.05.: Headis Turnier

Um unsere neu angemalte Headis auch direkt mal zum Einsatz kommen zu lassen, hatten Immo und ich die Idee, kleine Klasseninterne Turniere zu spielen und somit die jeweils Klassenbesten Headisspieler zu ermitteln. Mittlerweile haben wir dies mit den Jungs aus Grade 7 und Grade 6 gemacht und es war ein tierischer Spaß zuzusehen, wie die Kinder Gefallen an der neuen Sportart Gefallen fanden. Nach zahlreichen spannenden und schön anzusehenden Matchen fanden wir dann die jeweiligen Gewinner jeder Klasse heraus, worauf die Kinder immer noch sehr stolz sind.
19.05.: Charles Duna Cup

Der Charles Duna Cup war ein Freiwilligen internes Mädchen Fußballturnier, welches wie der Name sagt an der Charles Duna unserer Nachbarschule stattfand. Mit von der Partie waren die vier Schulen aus PE, an denen Freiwille arbeiten, sowie zwei Schulen aus Jeffreys Bay, einer Stadt rund 40 Minuten von PE entfernt, in der auch Freiwillige arbeiten. Also insgesamt sechs Teams, die aufgeteilt auf zwei Gruppen um den Titel kämpften. Unser erstes Gruppenspiel fand gegen den Ausrichter und unseren Erzrivalen, nämlich die Charles Duna, statt. Nach einer 1:0 Führung mussten wir leider den Ausgleich kassieren, konnten aber am Ende mit einem Unentschieden sehr stolz sein, wenn man auf die vorherigen Matches zurückschaut. Der nächste Gegner war das eine Team aus Jeffreys Bay, was wir mit einem klaren 3:0 Sieg in die Knie zwangen. Danach folgte ein packendes Halbfinale gegen die Jarvis, eine Schule aus PE. Mit einem knappen 1:0 Sieg standen wir also im Finale. Der Gegner hieß natürlich Charles Duna. Die Übermacht von Nebenan. Es war das klare „David gegen Goliath“ Finale, die kleine 260-Kinder-Lamani gegen die 1200-Kinder-Charles Duna. Leider war diesmal kein Gras gegen die technisch starken Mädels unserer Nachbarschule gewachsen. Nach einem 0:2 gelang uns noch der Ehrentreffer zum 1:2, doch mehr ging nicht. Am Ende war es so wie alle vermutet hatten, Charles Duna wurde Erster. Dass wir jedoch den zweiten Platz belegten war eine riesen Überraschung. Immo und ich waren fest davon ausgegangen, dass wir nach der Gruppenphase raus wären und machten uns keine großen Hoffnungen. Doch mit einer guten Motivation, die wir aus dem Training von unseren girls gar nicht gewohnt waren, sowie einer enorm starken Teamleistung machten wir das Unmögliche möglich. Dazu kam, dass Siwe, die 5 von 6 Treffern erzielte einen monstermäßigen Tag erwischt hatte. An diesem Tag hatten wir es allen gezeigt und war selten so stolz auf unser Team wie an jenem besagten Tage.

So nun habe ich mich wieder ein wenig in Rage geschrieben. Es tut mir leid, dass die Blogeinträge öfter mal länger sind als sie sein sollten, aber in letzter Zeit passiert so viel, über dass ich gerne berichten möchte und leider finde ich auch nicht immer die Zeit meinen Blog zu aktualisieren. Dafür ein dickes sorry. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass das, was ich ab und zu berichte, interessant ist. Jeder der bis hier hin gelesen hat darf gerne mal einen Kommentar dalassen, so dass ich wieder mal sehen kann wer und wie viele sich meinen Blog ernsthaft durchlesen. An all jene, die dies tun ein sehr liebes Dankeschön von mir. Natürlich schreibe ich den Blog auch für mich, damit ich selbst auch nochmal alles Revue passieren lassen kann (was bei der Frequenz der spannenden Ereignisse in diesem Jahr echt hilft), aber natürlich auch für euch, die sich dafür interessieren. Deshalb lasst mir doch gerne mal ein kleines Feedback da, wenn ihr Fragen an mich oder mein FSJ oder irgendetwas was ich mal im Blog behandeln soll, stellt diese gerne, ansonsten reicht auch ein ganz einfaches „Ich“. Tut euch nicht weh, hilft mir aber ungemein.

In dem Sinne:

Auf Wiedersehen

Euer Eiko

















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